Hessische Landjugend e.V.

Presse

Junglandwirte im Gespräch mit Tierschutz

Das Gespräch war zu Stande gekommen, weil sich von Seiten der Junglandwirte Redebedarf aufgestaut hatte und verschiedene Zukunftsvorstellungen ausgetauscht werden sollten.

 

Am vergangenen Dienstag trafen sich Junglandwirte aus Agrarausschuss und Vorstand der Hessischen Landjugend zu einer Videokonferenz mit Vertretern des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, namentlich der Landesbeauftragten für Angelegenheiten des Tierschutzes Frau Dr. Madeleine Martin, der Leiterin der Abteilung V: Lebensmittelüberwachung, Tierschutz und Veterinärwesen Frau Dr. Birgit Straubinger, sowie deren Referentinnen und Referenten Frau Sparkuhl, Frau Peters und Herrn von Wenzlar-Otwicz.

Das Gespräch war zu Stande gekommen, weil sich von Seiten der Junglandwirte Redebedarf aufgestaut hatte und verschiedene Zukunftsvorstellungen ausgetauscht werden sollten.

Nach einer Vorstellungsrunde der Teilnehmer benannte zunächst Frau Dr. Straubinger die für ihre Arbeit wichtigen Punkte, darunter Sicherung der Lebensmittelqualität, frei von Rückständen, die Tierseuchenbekämpfung, die Vermeidung haltungsbedingter Erkrankungen und die Stärkung regionaler Produktion. Weiterhin erklärte sie, man sei derzeit am Scheideweg, an dem ein, vornehmlich älterer Teil der Bevölkerung vor allem billig kaufe und ein anderer, eher jüngerer Teil, sehr kritisch sei, was tierische Produkte angeht und für alternative Produkte sehr empfänglich sei. Allerdings sehe sie, grade auch bei jungen Betriebsleitern, sehr gute Ansätze, so Straubinger weiter. Dass aber nicht jeder Betrieb ein neues, innovatives Konzept verfolgen könne, sei ihr auch klar.

Agrarsprecher Paul Groh bestätigte diese Ansicht, erklärte aber, man müsse gleichzeitig das Gros der Betriebe im Blick behalten, die ihre Waren am Weltmarkt verkaufen und dort Konkurrenz aus anderen Teilen der Welt, wo deutlich niedrigere Standards gelten, denen aber in Freihandelsabkommen für beispielsweise bessere Autoverkäufe Tür und Tor geöffnet werden. Straubinger erklärte, sie sehe diese Problematik auch, eine bessere Kennzeichnung, aus der die regionale Herkunft von Fleisch erkennbar sei, könne hier eine Lösung sein. Überhaupt sei, nach Straubingers Dafürhalten, Regionalität die große Chance und gleichzeitig eine der Hauptaufgaben für die Landwirtschaft in Hessen. Hierbei gibt es, vor allem im Bereich der Schlachtung und Verarbeitung, zu wenig Gestaltungsspielraum von Seiten der EU, so waren sich die Teilnehmer einig. Gleichzeitig, so Frau Dr. Martin, seien aber auch die Tierhalter gefordert, denn in Hessen seien die regionalen Schlachtkapazitäten nicht ausgeschöpft, während die großen Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen boomten.

Maximilian Becker vom Landesvorstand brachte an, ein weiteres wichtiges Thema sei Transparenz beziehungsweise positive Berichterstattung. In der Öffentlichkeit und den Medien würden regelmäßige negative Beispiele und Schwarze Schafe gezeigt, gute Ideen und hervorragende Konzepte erhielte zu wenig Raum.  Martin bestätigte diese Ansichten, hier müssten alle Seiten professioneller agieren, eventuell auch mit der Unterstützung professioneller Marketingfirmen. Martin erklärte, sie vergeben beispielsweise seit einigen Jahren den Hessischen Tierschutzpreis für Tierhalter, der aber wenig Resonanz finde.

Zu ersten Meinungsverschiedenheiten kam es bei aussterbenden Haltungsformen, namentlich Anbindehaltung der Kühe und Kastenstandhaltung bei Sauen. Während Martin der Meinung war, diese Haltungsformen seien nicht mehr gewollt und sowieso nicht Tierschutzkonform und müssten deswegen besser gestern als heute abgeschafft werden, argumentierte Torben Eppstein vom Agrarausschuss für abgeschwächte Veränderung und lange Übergangsfristen, um Tierhalter nicht zu Entweder-Oder-Entscheidungen zu drängen, was die Weiterführung der Tierhaltung angeht.

Ebenfalls kontrovers diskutiert wurden die vorhandenen Standards. Während Martin der Meinung war, nur weil gesetzliche Standards eingehalten werden, werde noch lange kein gutes Produkt entstehe und weiter erklärte, oft seien die Standards gar nicht tierschutzkonform, gab Becker zu bedenken, überhöhte Anforderungen sorgten für eine Konzentration auf wenige, zahlungskräftige Akteure, was den Zielen der Regionalität entgegenstünde. Martin erklärte weiter, dies sei die Folge einer jahrelang fehlgeleiteten Politik und der daraus resultierenden Konsumenteneinstellung, bei der vor allem der niedrige Preis für tierische Produkte zähle. Diese Politik würde auch aktuell durch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner weiter betrieben. Straubinger wiegelte ab, in Deutschland sei jahrelang zu höchsten Standards produziert worden, mittlerweile seien aber andere vorbeigezogen.

Abschließend wurden von beiden Seiten Wünsche beziehungsweise Ziele für die Zukunft genannt. Während man sich bei der besseren Vermarktung, Stärkung regionaler Wertschöpfung und Planungssicherheit für junge Betriebsleiter einig war, gab es gerade in den Details teilweise erhebliche Differenzen. So erklärte etwa Martin, für sie sei mit der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ein Minimum erreicht, allerdings sei es für viele innovative Unternehmer eine bessere Möglichkeit, sich nicht an gesetzlichen Mindeststandards zu orientieren, sondern eigene Projekte umzusetzen und nach höheren Standards zu produzieren. Straubinger erklärte, Transparenz sei eins der wichtigsten Felder, hier sei vor allem die Kennzeichnung von Lebensmittel, etwa durch geeignete Label, das Mittel der Wahl.

Insgesamt kann das Gespräch als positiv bewertet werden, denn auch, wenn es einige Streitpunkte gab, so konnten auch einige Übereinstimmungen beobachtet werden. Die Hessische Landjugend bedankt sich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für das Zustandekommen des Gesprächs und freut sich auf zukünftigen Austausch, der von beiden Seiten zum Ende gewünscht wurde.

Text: Hessische Landjugend  

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